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Lange schon haben sie nichts mehr von ihrem Sohn gehört. Sein Leben, sein frühes
Bekenntnis zu seiner Homosexualität passten nicht in ihren traditionellen und religiös
gelebten Alltag. Er ist Pfarrer, sie die treu sorgende Hausfrau mit einem Blick für alles,
was gegen die Norm ist oder zu sein scheint. Doch gerade bei ihr schimmern Momente
durch, wenn sie manchmal heimlich draußen auf der Veranda raucht und darüber
nachdenkt, wo ihr Sohn Mark wohl gerade ist.
Und während Elizabeths Blick dem Zigarettenrauch in den Himmel folgt, sieht sie
vielleicht das Flugzeug, dass nicht weit entfernt auf dem Flughafen Asheville landet,
wo Grace arbeitet.
Sie ist Marks leibliche Mutter, musste in jungen Jahren ihren Sohn zur Adoption freigeben.
Zu unerfahren für ein eigenes Leben und erst recht zu jung für zwei Leben. Damals gab es
keine andere Möglichkeit, heute ist es für sie schwer, ihren Weg überhaupt zu gehen.
In jedem jungen Mann, der auch nur annähernd das Alter von Mark hat,
meint sie ihren Sohn zu erkennen.
Der aber genießt die Augenblicke mit George, das Gefühl, auch ohne lästigen Fragen
verstanden zu werden. Es ist eine zaghafte, zärtliche und intensive Beziehung,
die beide eingehen.

Langsam bewegen sich alle aufeinander zu, ihre Lebenslinien scheinen sich bald zu
kreuzen, obwohl sie noch Meilen voneinander getrennt sind.

Grace kündigt ihren Job. Will sie die Ungewissheit und das Verlangen nach ihrem Sohn stillen,
dann muss sie ihn finden, dann muss sie wissen, was aus ihm geworden ist.
Aber Jahre nach der Freigabe ist es schwer, die Adoptiveltern zu finden. Das Gesetz und
der Staat geben zum Schutz der Kinder keine Informationen weiter. Grace verzweifelt,
findet aber in letzter Minute einen Weg, den sie weitergehen kann, einen Weg, der sie
direkt zu Robert und Elizabeth führt.